NACHTFALTER IM BOTANISCHEN GARTEN

von Armin Jagel, BUND-Kreisgruppe Bochum

Schmetterlinge gehören zu den Insekten, die von den meisten Menschen als besonders faszinierend empfunden werden. Hier im Botanischen Garten der Ruhr-Universität Bochum kommen wegen der vielen Pflanzenarten und des großen Blütenreichtums viele verschiedene Species vor, darunter auch prachtvolle und in Bochum seltene Arten (siehe auch unsere Seite Schmetterlinge im Botanischen Garten).  Was oft weniger bekannt ist: die Anzahl der Nachtfalter, die ebenfalls zu den Schmetterlingen gehören, aber (fast) ausschließlich nachts fliegen, ist bei weitem höher als die der Tagfalter (= tagaktive Schmetterlinge). Tatsächlich gehören über 90% aller Schmetterlingsarten zu den Nachtfaltern! Hier eröffnet sich eine Welt, die einem normalerweise vollkommen verschlossen bleibt.

Sphinx Ligustri Whs8175
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Museumssammlung von Sphinx ligustri, Ligusterschwärmer (Familie Sphingidae - Schwärmer); Foto: W.Stuppy

Was sind Nachtfalter eigentlich?

Mit rund 100.000 Arten bilden die Schmetterlinge nach den Käfern die zweitgrößte Ordnung der Insekten. Davon machen die auffälligen und uns viel besser bekannten Tagschmetterlinge oder Tagfalter nur ca. 9% aus. Die restlichen 91% der Arten gehören alle zu den Nachtfaltern. In Deutschland gibt es ca. 3700 Schmetterlingsarten, wovon lediglich 185 zu den Tagfaltern gehören. Dabei sind Nachtfalter keine natürliche Einheit. Wie der Name schon sagt, werden Tag- und Nachtfalter unterschieden, je nachdem ob sie tag- und/oder nachtaktiv sind. Tagfalter fliegen nur am Tag, während Nachtfalter sowohl am Tag und auch in der Nacht aktiv sein können. Das zuverlässigste Unterscheidungsmerkmal zwischen Tag- und Nachtfaltern bieten die Antennen. Bei Tagfaltern sind die Fühler am Ende keulenförmig verdickt, während sie bei Nachtfaltern spitz zulaufen und oft (aber nicht immer!) auffällig gefiedert sind.


Fühler Tagfalter Und Nachtfalter
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Tag- und Nachfalter können am einfachsten anhand ihrer Antennen unterschieden werden: Tagfalter haben Antennen, die am Ende keulenförmig verdickt sind, Nachtfalter haben Antennen, die spitz zulaufen und oft gefiedert sind. - Von links nach rechts: Admiral (Vanessa atalanta, Tagfalter mit keulenförmigen Fühlern; Foto: W. Stuppy), Große Grasbüscheleule (Apamea monoglypha, Nachtfalter mit spitz zulaufenden Fühlern; Foto: A. Jagel), Birkenspanner (Biston betularia, Nachtfalter mit gefiederten Fühlern; Foto: A. Jagel)

Nachtaktion im Botanischen Garten

Da über die Nachtfalter des Botanischen Gartens der Ruhr-Universität Bochum noch so gut wie nichts bekannt war, trafen sich in der Nacht vom 09. auf den 10. Juli 2021 eine Gruppe von zehn Interessierten, um diese Lücke zu füllen. Darunter waren mit Armin Dahl (Haan), Armin Radtke (Wuppertal) und Jonas Mittemeyer (Ennepetal) auch drei ausgewiesene Schmetterlingskenner Nordrhein-Westfalens.

"Leuchttürme" locken Nachtfalter an

Sieben sogenannte "Leuchttürme" wurden über den Botanischen Garten verteilt aufgestellt, die die Nachtfalter anlocken sollten. Wie zu erwarten war, setzten sich die Tiere auf ein von innen beleuchtetes Netz und konnten so gut bestimmt und fotografiert werden. Außerdem wurden einige Bäume zusätzlich mit einer Köderlösung bestrichen.


Nachtfalter 4 X
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Besonders bemerkenswerte Nachtfalter im Botanischen Garten:
oben links: Kleines Eichenkarmin (Catocala promissa); oben rechts: Schwarzes Ordensband (Mormo maura), unten links: Mittlerer Weinschwärmer (Deilephila elpenor), unten rechts: Kiefernschwärmer (Sphinx pinastri) - Fotos: A. Jagel

Über 130 Arten in einer Nacht beobachtet!

In den fünf Stunden, die das von Armin Jagel und Sabine Adler organisierte nächtliche Spektakel dauerte, konnte eine beträchtliche Artenvielfalt dokumentiert werden. Insgesamt wurden 133 Arten zumindest bis zur Gattung bestimmt. Nur 15 Kleinschmetterlings-Arten konnten ohne mikroskopische Untersuchungen nicht näher identifiziert werden. Besonders spektakulär waren z. B. das Kleine Eichenkarmin (Catocala promissa) und das Schwarze Ordensband (Mormo maura) sowie der Mittlere Weinschwärmer (Deilephila elpenor) und der Kiefernschwärmer (Sphinx pinastri).

Die komplette Liste der beobachteten Arten finden Sie hier (bitte klicken)

Ennomos Erosaria Geometridae Lf Boquerenburg Bundobstwiese 150721 Ja04 Bearb
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Die seltenste Art, die im Botanischen Garten gefunden wurde:
Birken-Zackenrandspanner (Ennomos erosaria); Foto: A. Jagel

Aufregender Fund

Der bedeutendste Fund dieser einmaligen Nachtaktion war wohl der Nachweis des Birken-Zackenrandspanners (Ennomos erosaria), der einen Wiederfund für das Bergische Land darstellt. Insgesamt werden 15 Arten in einer der Kategorien der Roten Liste der gefährdeten Arten Nordrhein-Westfalens geführt (Schumacher, H. & Vorbrüggen, W. 2021: Rote Liste und Artenverzeichnis der Schmetterlinge – Lepidoptera in Nordrhein-Westfalen. – Melanargia 33 (Beih. 1): 3-174).

Nachtfalter fotografiert im Botanischen Garten der Ruhr-Universität Bochum

(zum Vergrößern bitte auf das Foto klicken!)


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